Im Jahr 2000 ist das EEG in Kraft getreten und hat einen Boom der Photovoltaik ausgelöst. Für die Photovoltaikanlagen der ersten Generation endet in den nächsten Jahren die Förderdauer von 20 Jahren. Nach dem Ablauf der Einspeisevergütung müssen sich die Anlagenbetreiber zwischen einer Direktvermarktung und dem Eigenverbrauch des Stroms entscheiden.
Mehr als eine Million Anlagen
Pioniere der Photovoltaik waren in Deutschland die Privathaushalte. In den Jahren 2001 bis 2004 gingen zahlreiche Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von weniger als fünf Kilowatt ans Netz. Diese Anlagen werden die ersten sein, die demnächst aus der Förderung fallen. In den Folgejahren stiegen sowohl die Zahl der neuen Anlagen als auch deren durchschnittliche Leistung. Ihren Höhepunkt erreichte die Entwicklung in den Jahren 2009 bis 2012. Bis 2032 werden daher mehr als eine Million Anlagen mit einer jährlichen Stromerzeugungskapazität von etwa 24 Terawattstunden aus der Förderung fallen.
Eigenverbrauch wird die lukrativste Option sein
Aktuellen Studien zufolge wird der Eigenverbrauch des Solarstroms die beste Option sein, Photovoltaikanlagen nach dem Ablauf der Einspeisevergütung weiter zu betreiben. Dazu trägt wesentlich bei, dass die Preise für Lithium-Ionen-Speicher in den nächsten Jahren vermutlich deutlich fallen werden. Gegenwärtig beträgt der Anschaffungspreis rund 1.100 Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazität. Bis zum Jahr 2025 wird eine Halbierung dieses Preises erwartet.
Einspeisung vs. Eigenverbrauch
Für eine der typischen Kleinanlagen mit maximal fünf Kilowatt Leistung, die in den nächsten Jahren aus der Förderung fallen, liegt der jährliche Stromertrag bei etwa 4.000 Kilowattstunden. Bei einem angenommenem Börsenpreis von sechs Cent pro Kilowattstunde entspricht dies einem Verkaufserlös von 240 Euro. Es ist offensichtlich, dass die Einsparungen durch den Eigenverbrauch des Stroms deutlich höher sind. Wenn mit einen Speicher ein Eigenverbrauch von 60 Prozent erreicht wird und nur der Rest zum Börsenpreis eingespeist wird, beträgt der jährliche Ertrag 816 Euro. Dabei wurde ein Strompreis von 30 Cent pro Kilowattstunde als Einsparbetrag angenommen. Offensichtlich ist auch, dass angesichts der für Privathaushalte großen Differenz zwischen Ein- und Verkaufspreis von Strom auch der deutlich geringere Eigenverbrauch ohne Speicher lukrativ ist. Selbst ein Eigenverbrauch von nur 20 Prozent steigert in obigem Beispiel den Ertrag von 240 auf 432 Euro.
Ein Hinweis zur Rechtslage
Im obigen Beispiel wurde implizit unterstellt, dass nach Ablauf der Förderung zumindest eine Einspeisung zum Marktwert möglich ist. Nach gegenwärtiger Rechtslage besteht zwar weiterhin ein Anspruch auf einen Netzanschluss, aber kein Anspruch auf eine marktgerechte Vergütung des eingespeisten Stroms. Dieser ergibt sich nur aus der letzten Änderung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU. EU-Richtlinien müssen aber zunächst in nationales Recht umgesetzt werden, bevor sie wirksam werden. Die Frist dazu läuft im Juni 2021 aus. Allerdings wäre es nicht das erste Mal, dass solche Fristen versäumt werden und erst ein langwieriges Vertragsverletzungsverfahren für Klarheit sorgt.
Selbstversorgung mit Folgen
Wenn in den nächsten Jahren zunehmend mehr Haushalte einen großen Teil ihres Stroms selbst erzeugen, wird dies weitreichende Folgen haben. Den Stromversorgern könnten bis 2032 rund eine Million Kunden verloren gehen. Auch die Politik wird gefordert sein. Für selbst verbrauchten Strom fallen keine Netzentgelte an, weswegen bei heutiger Rechtslage die Entgelte für die verbleibenden Strombezieher deutlich steigen würden.
Alternative Optionen
Die individuelle Direktvermarktung von Solarstrom auf dem Strommarkt kommt für private Anlagenbetreiber kaum in Betracht. Denkbar ist die Vermarktung über Zwischenhändler, die zahlreiche kleine Stromerzeuger zu virtuellen Kraftwerken zusammenschalten. In einigen Fällen kann auch ein Direktverkauf ohne Nutzung des öffentlichen Stromnetzes infrage kommen, aber es ist nicht leicht, dafür außer dem Mieterstrommodell praktikable Beispiele zu finden. Manchmal kann es auch eine Überlegung wert sein, den Eigenverbrauch durch passende Stromverbraucher signifikant zu steigern, also zum Beispiel durch eine Wärmepumpe oder eine Ladestation für das Elektroauto.
Fazit: Eigenverbrauch lohnt sich auch ohne Förderung
Der lukrativste Weg zur weiteren Nutzung der Photovoltaikanlage nach Ablauf der Einspeisevergütung ist der Eigenverbrauch des Stroms. Angesichts steigender Strompreise und sinkender Speicherpreise ist meist auch die Nachrüstung eines Speichers rentabel, um den Eigenverbrauch zu steigern.