05. November 2015 admin
Im Sommer 2015 wurde in Deutschland erwartungsgemäß mehr Solarstrom produziert als jemals zuvor. Nicht erwartet wurde hingegen das Ausmaß der Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt produzierten Photovoltaikanlagen in den Sommermonaten 14,1 Milliarden Kilowattstunden Strom, was einer Steigerung um mehr als sieben Prozent gegenüber 2014 entspricht.
Der eher bescheidene Zubau neuer Anlagen reicht nicht aus, um diesen starken Anstieg zu erklären. Maßgeblich beigetragen hat eine hohe Sonneneinstrahlung, die rund sechs Prozent über dem langjährigen Mittelwert lag. Verantwortlich dafür waren lange Perioden hochsommerlichen Wetters in mehreren Regionen Deutschlands. Damit verbunden waren dramatische Einbrüche der Niederschlagsmengen, weswegen der Solarstromrekord nur bedingt Anlass zur Freude gibt – die Photovoltaik profitiert vom Klimawandel!
Bundeskabinett bringt intelligente Netze auf den Weg
Angesichts des steigenden Anteils von Solarstrom im Netz werden dringend Lösungen benötigt, um den Strom bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen, obwohl seine Erzeugung nicht frei steuerbar ist. Nach wie vor werden dabei zwei Strategien verfolgt. Die erste Strategie besteht im Ausbau von Stromspeichern. Im Fokus stehen hier dezentrale kleine Speicher, die es im Idealfall ermöglichen sollen, den Strom direkt beim Erzeuger zu verbrauchen. Die zweite Strategie lautet, möglichst große Regionen über intelligente Stromnetze zu verbinden. Wenn zahlreiche Photovoltaikanlagen zu virtuellen Kraftwerken zusammengeschaltet werden, spielen kurzfristige Leistungsschwankungen einzelner Anlagen keine Rolle mehr. Dieses Konzept wurde schon mehrfach erfolgreich getestet. Mit ihrem Gesetzentwurf zur Digitalisierung der Stromnetze geht die Bundesregierung einen Schritt weiter. Letztlich geht es darum, sämtliche Stromerzeuger zu einem virtuellen Kraftwerk zusammenzuschalten und sämtliche Stromverbraucher zu einem virtuellen Gesamtverbraucher. Dann könnten Gaskraftwerke und andere frei regelbare Stromerzeuger jederzeit so gesteuert werden, dass sie die gesamte Stromerzeugung dem Stromverbrauch anpassen. Der erste Schritt in diese Richtung muss logischerweise darin bestehen, an allen Einspeise- und Entnahmepunkten in Echtzeit Daten über die Stromerzeugung und den Stromverbrauch zu sammeln.
Smart Meter werden Pflicht
Genau diesem Zweck dient das vom Bundeskabinett beschlossene Smart Meter Rollout. Alle Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von mindestens sieben Kilowatt sollen demnächst über einen intelligenten Stromzähler verfügen, der die Stromerzeugung in Echtzeit überwacht und die Daten ständig an den Netzbetreiber übermittelt. Gleichzeitig wird auch der Stromverbrauch jederzeit überwacht, weswegen demnächst auch Privathaushalte mit einem jährlichen Stromverbrauch ab 6000 Kilowattstunden solche intelligenten Stromzähler nutzen sollen. Betreibern von Photovoltaikanlagen entstehen dadurch zusätzliche Kosten, die insbesondere die Wirtschaftlichkeit kleiner Anlagen gefährden. Ein Bestandsschutz für bestehende Anlagen ist nicht vorgesehen. Die Betreiber müssen also hinnehmen, dass der Netzbetreiber das Smart Meter auf ihre Kosten installiert, sofern der Gesetzentwurf des Kabinetts den Bundestag passiert.
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